Samstag, 27. April 2024

Das Netzwerk für Public Entrepreneurs

Ins Netz gegangen

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Melanie Timm ist 32 Jahre alt, Co-Gründerin von Staat-up e.V. und KI-Referentin in Hamburg. Vorher hat sie u.a. einen multinationalen AI4Public Master gemacht und war als Referentin für GovTech in Bremen und bei der Landesvertretung in Brüssel tätig. Wie sie zu Staat-up gekommen ist und was ihr das Engagement im Netzwerk gebracht hat, verrät sie im Interview.

Wo arbeitest du und wie fühlt es sich für dich als junger Mensch an, in einer Behörde zu arbeiten?

(Foto: privat)

Aktuell arbeite ich im Amt für IT und Digitalisierung der Hamburger Senatskanzlei im InnoTecHH Fonds – durch den Fonds pilotieren wir KI-Ideen innerhalb der Hamburger Verwaltung. Unser Team ist sehr jung und dynamisch – an meinem ersten Tag waren wir alle zusammen essen und es hat sich angefühlt, als würde ich mit einem jungen Startup Team dort sitzen. Die meisten meiner Kolleg*innen haben keine „klassische“ Verwaltungslaufbahn, sondern sind aus der Wirtschaft in die Hamburger Verwaltung gewechselt – das macht sich in der Teamkultur und Arbeitsweise positiv bemerkbar.

Wie bist du zu Staat-up gekommen?

Ich bin durch LinkedIn zufällig auf Staat-up aufmerksam geworden, der Name hat mich sofort neugierig gemacht. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur die Idee, dass ein Netzwerk von und für Engagierte und Führungskräfte des öffentlichen Sektors entstehen soll, die etwas verändern und mehr Innovationen in die Verwaltung bringen wollen. Nach dem ersten Kontakt war ich direkt Teil des Gründerteams und habe den Verein mit aufgebaut. Es hat sich angefühlt, als würde man sein eigenes kleines Startup aufbauen. Der Austausch mit den anderen Gründer*innen des Vereins, die alle im öffentlichen Sektor arbeiten, hat mich sehr inspiriert und motiviert.

Wieso hast du dich entschlossen, dich bei Staat-up zu engagieren?

Ich fand die Idee super – ein Netzwerk für Public Entrepreneurs, die den Wandel in der öffentlichen Verwaltung gestalten wollen. Damit konnte ich mich total identifizieren und es hat mich motiviert, mit Gleichgesinnten aus anderen Städten, Ländern oder beim Bund zusammenzuarbeiten. Das Ziel, mehr Startup-Spirit in die Verwaltung zu bringen, war genau mein Thema, nachdem ich für sechs Monate bei einem Amsterdamer Startup gearbeitet hatte. Bei Staat-up hatte ich von Anfang an die Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen. So habe ich zum Beispiel zwei Jahre den Bereich Staat-up Days aufgebaut – kleine Events und Tagesworkshops, bei denen Gründer*innen von Startups Beschäftigten der öffentlichen Verwaltung Einblicke in ihr Unternehmen, ihre Journey als Gründer*in und ihre Arbeitsweise gegeben haben. Welche Praktiken kann die Verwaltung von Gründer*innen  lernen – und andersrum?

Was unterscheidet Staat und Startup?

Einer der großen Unterschiede ist das Thema Nutzerzentrierung. Startups richten ihre Prozesse radikal an den Bedürfnissen ihrer Kund*innen aus und passen ihre Arbeitsweise ständig agil an neue Erkenntnisse und Gegebenheiten an. Das müssen sie auch, denn nur so haben sie eine Chance, überhaupt auf dem Markt zu bestehen. Die öffentliche Verwaltung tut sich dagegen mit einer Orientierung an den Bedürfnissen der Bürger*innen schwer. Auch wenn sich in den letzten Jahren einiges getan hat, gibt es hier noch viel Entwicklungspotenzial!

Was hat dir das Engagement bei Staat-up für deine berufliche Laufbahn und deine persönliche Entwicklung gebracht?

Durch Staat-up habe ich viele motivierte Menschen aus ganz Deutschland kennengelernt, die alle das Ziel haben, den öffentlichen Sektor moderner zu gestalten und sich dabei gegenseitig zu unterstützen. Durch die Teilnahme am Erfahrungsaustauschformat „Forum“ hatte ich ein eigenes kleines Netzwerk von Peers, mit denen ich mich zu beruflichen und teils auch privaten Herausforderungen austauschen konnte. Das hat mir geholfen, wenn ein Projekt bei der Arbeit beispielsweise anders lief als geplant – in diesem vertrauten Kreis habe ich Unterstützung erfahren. Außerdem habe ich über Staat-up meine jetzige Chefin kennengelernt, die ebenfalls Mitglied bei Staat-up ist. Ob ich sonst überhaupt in Hamburg gelandet wäre, weiß ich nicht.

Welche Rolle spielen für dich Netzwerke wie Staat-up in der Behördenlandschaft?

Behördenübergreifende Netzwerke sind so wichtig! Nicht jede Verwaltung muss das Rad neu erfinden: Wenn man vor einem Problem steht und kurz eine*n Kolleg*in aus einer anderen Behörde anrufen kann, erleichtert das das Arbeiten ungemein. Außerdem macht es mir einfach Spaß mich mit anderen Kolleg*innen zu vernetzen und themenübergreifend auszutauschen. Für einen Kulturwandel braucht es Verbündete und das Wissen, dass überall in der Verwaltung motivierte, innovative junge und alte Menschen sitzen, die etwas verändern wollen. Sucht euch Verbündete, gemeinsam kann man mehr erreichen!

Wir freuen uns über engagierte Mitglieder, die unsere Mission unterstützen – erfahre mehr unter: https://www.staat-up.net/mitmachen.


(Foto: Johanna Baschke)

Das Interview führte Carolin Kister. Carolin ist Geschäftsführerin von Staat-up e.V.

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