Freitag, 26. April 2024

Wieso, weshalb, wer geht in Teilzeit?

m/w/d (work in progress)

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Sven Rudolf
Sven Rudolf
Sven Rudolf ist Teil der Bonner Redaktion und unterstützt in mehreren Fachbereichen. Wenn er nicht auf der Arbeit ist, verbringt er seine Zeit draußen oder dank Büchern, Spielen etc. in anderen Welten.

Teilzeitbeschäftigung hat jeder, der regelmäßig weniger Arbeitsstunden verrichtet, als für eine Vollzeitstelle eingeplant sind. Das ist für viele Menschen jedoch nicht direkt mit mehr Freizeit verbunden. Stattdessen bietet es ihnen die Möglichkeit, anderen Verpflichtungen nachzukommen. Wie erfolgreich das Teilzeitmodell ist, zeigt der Umstand, dass knapp 30 Prozent der Beschäftigten in Deutschland es in Anspruch nehmen. Häufig hat man bei Teilzeit ein klischeehaftes Bild vor Augen: die berufstätige Mutter, die in Teilzeit ist, um sich um ihre Kinder zu kümmern. Doch ist dieses stereotype Bild noch real oder ist es mittlerweile veraltet? Sind mittlerweile mehr Väter in Teilzeit als noch vor einigen Jahren oder gibt es vielleicht ganz andere Gründe, die die Teilzeit begründen? Kurzum, wer ist in Teilzeit und warum?   

Klischee Elternteilzeit  

Laut den Ergebnissen eines Mikrozensus ist das eben beschriebene Bild von Teilzeitbeschäftigten noch akkurat. Denn zwei Drittel aller erwerbstätigen Mütter arbeiten in Teilzeit. Bei den Vätern sind es hingegen nur sieben Prozent, die nicht Vollzeit arbeiten. Insgesamt haben sich die Zahlen seit 2010 fast nicht verändert. In allen betrachteten Fällen gab es lediglich einen Anstieg um etwa zwei Prozent der Erwerbstätigen, die sich in Teilzeit befinden. Und auch bei Menschen ohne Kinder ist der Anteil der in Teilzeitbeschäftigung befindlichen Frauen größer. Hier liegen die beiden Werte mit 35 (W) und 12 (M) Prozent jedoch deutlich näher aneinander, als es bei Eltern der Fall ist.   

In Deutschland ist der Anteil der in Teilzeit arbeitenden Mütter mehr als doppelt so hoch wie der EU-Durchschnitt, dieser liegt bei 33,9 Prozent. Zwar liegt die Erwerbstätigkeit von Müttern in Deutschland auch über dem Durchschnitt der EU, aber die Differenz ist mit gerade einmal 2,5 Prozent so gering, dass sie nicht allein für die höheren Teilzeit-Anteil der Mütter als Erklärung dienen kann. Für europäische Verhältnisse ist der Anteil der Teilzeitbeschäftigten in Deutschland besonders hoch. Nur die Niederlande haben mit über 80 Prozent einen höheren Anteil an in Teilzeit beschäftigten Müttern als Deutschland. 

Mehr als ein Grund 

Neben der Vereinbarkeit von Beruf und Kindern gibt es noch andere Gründe, aus denen Menschen in Teilzeit arbeiten. Der simpelste dieser Gründe ist, dass die Menschen keine Vollzeitstelle gefunden haben. Aber auch die Pflege von z. B. Menschen mit Behinderung ist für immerhin 15 Prozent der in Teilzeit Arbeitenden der Grund für ihre verkürzte Arbeitszeit. Knappe elf Prozent der Teilzeitarbeitenden gaben an, aufgrund von Schul- und Weiterbildungen in Teilzeit zu sein und vier Prozent aufgrund von Krankheit, Unfallfolgen und Behinderung. Den größten Teil machen mit 26 Prozent jedoch Beschäftigte aus, die auf eigenen Wunsch in Teilzeit arbeiten aus. Es gibt also vielfältige Gründe, aus denen Menschen in Teilzeit arbeiten, und zwar nicht nur um anderen Menschen zu helfen.  

Faktor Alter 

Ein wichtiger Faktor mit Einfluss auf den Grund für die Teilzeitbeschäftigung scheint das Alter von Angestellten und Arbeitnehmer*innen zu sein. So sind über 90 Prozent der aufgrund von Betreuung der Kinder in Teilzeitbeschäftigung befindlichen zwischen 25 und 55 Jahre alt. Die Zahl derer, welche eine Teilzeitbeschäftigung wünschten, nimmt hier mit dem Alter stetig zu, bis wir das Rentenalter erreichen, wo die Anzahl aus offensichtlichen Gründen einbricht. Genau umgekehrt verlaufen die Zahlen hingegen bei der Angabe von Fort- und Weiterbildung als Grund für die Teilzeit. Solche Trends lassen sich auch bei den anderen Gründen innerhalb der Altersstruktur feststellen, wenn auch in abgeschwächter Form. Die einzige Ausnahme stellen diejenigen dar, die keine Vollzeitstelle finden konnten.  

Trotz all dieser Faktoren sprechen die Zahlen eine recht eindeutige Sprache, denn scheinbar herrscht im Bereich Teilzeit immer noch eine Rollenverteilung zwischen Mann und Frau vor, die dem klassischen Familienbild nachempfunden ist.    

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